Glück und Arbeit
Zu kalt. Zu früh. Zu Montag. Oder auch: Es ist Montag, die Woche will wieder mal kein Ende nehmen. Sprüche über den sogenannten Monday Blues, das Gefühl, wenn die Arbeit nach einem viel zu kurzen Wochenende wieder ansteht, gibt es viele. Richtung Mitte der Woche heißt es dann: Mittwoch, noch zweimal aufstehen. Und am Freitag ist „Time to dance the Friday dance“. So humorvoll diese Sprüche anmuten, sie werfen einen Schatten auf unsere Arbeit: Arbeit als reine Pflichterfüllung, die wir möglichst schnell hinter uns bringen sollten.
Das finde ich schade, denn ich verbringe jeden Tag zwei Drittel meiner Zeit bei der Arbeit. Kostbare Lebenszeit, die ich nicht einfach so wegschieben will. Nein, ganz im Gegenteil: Ich möchte Freude dabei empfinden und auf der Arbeit glücklich sein.
Doch wie steht es um das Thema Arbeit und Glück? Wie passen diese beiden zusammen? Und was kann ich tun, damit der Monday Blues zum Happy Monday wird?
Grund und Motivation – Warum arbeite ich überhaupt?
Zuerst einmal finde ich es hilfreich, mir vor Augen zu führen, warum ich eigentlich arbeite. Klar, grundsätzlich um Geld zu verdienen und damit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Aber ist das alles? Mitnichten. Die Entlohnung ist zwar ein Basisfaktor, aber ich arbeite vor allem auch, weil ich einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen, mich eingebunden und gebraucht fühlen möchte. Ich schätze das soziale Miteinander, die Zusammenarbeit im Team, den Austausch mit den Kolleg*innen und das gute Gefühl nach erfolgreich erledigten Aufgaben.
Glücksfördernde Faktoren – vom Office zum Happy Office
Eine positive innere Haltung zu meiner Tätigkeit ist mir wichtig, oder modern ausgedrückt: Es geht mir um mein Mindset. Ich möchte meine Arbeit mit einer positiven Einstellung tun. Folgender Spruch, den ich einmal gelesen habe, bringt es gut auf den Punkt:
„Wenn du etwas mit Liebe tust, ist es egal, ob du in der Küche Kartoffeln schälst oder ein Unternehmen leitest.“ Zugegeben, das Beispiel ist drastisch, aber ich finde, da ist etwas dran. Denn egal was ich tue und wie die Arbeit gerade ist, mit der entsprechenden Einstellung kann ich meinen Fokus auf das Positive richten, Dinge bewirken, andere Menschen erreichen. Und mit meiner Aufgabe zum Funktionieren unserer Gesellschaft beitragen, im Kleinen wie im Großen.
Außerdem finde ich es wichtig, Aufgaben zu haben, an denen ich lernen und wachsen kann und die mich aus meiner Komfortzone in meine Wachstumszone locken ohne zu überfordern. Wenn diese Aufgaben meinen individuellen Stärken und Neigungen entsprechen: Jackpot. Das wirkt sich positiv auf Motivation und Engagement aus. Getreu dem Motto: Stärken stärken statt Schwächen schwächen. Hier sind auch Führungskräfte gefragt, ihren Mitarbeiter*innen ein entsprechendes Umfeld zu schaffen. Die Positive Psychologie liefert dazu viele interessante Ansätze. Positive Leadership - mehr dazu
Darüber hinaus sind Pausen essenziell. Kaffeepause, Mittagspause, Feierabend. Ich möchte mich auch erholen. Nur wenn ich regelmäßig Pausen einlege, kann ich produktiv arbeiten. Auch Bewegung finde ich wichtig, zum Beispiel in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang machen und das viele Sitzen zwischendurch immer mal wieder unterbrechen. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch ist dafür eine gute Sache.
Ein weiterer Punkt: eine passende Arbeitsorganisation und ein gutes Zeitmanagement. Hierzu eine Buchempfehlung von Herzen, die mir damals ein Kollege gegeben und die mich extrem weitergebracht hat: „Wie ich Dinge geregelt bekomme“ von David Allen
Im Happy Office dürfen natürlich auch die Themen Dankbarkeit und Wertschätzung nicht fehlen. Ich versuche die kleinen positiven Dinge zu sehen und zu benennen. Ein explizites Lob an die Kollegin oder den Kollegen, präzise formuliert, vielleicht sogar als cc-Kopie in einer E-Mail an den Chef wirkt sich positiv auf alle Beteiligten aus. Oft kommt solch ein Lob dann wieder – vielleicht auf Umwegen – zu mir zurück. Ich versuche authentisch und angemessen zu loben, ohne dass es inflationär wird. Der Spruch „Nicht geschimpft ist gelobt genug“ ist jedenfalls nicht mehr zeitgemäß.
Lachen, Humor und Spaß bei der Arbeit können über kleine Lachübungen zwischendurch gefördert werden. Hierzu bietet das Lachyoga viele interessante Anregungen und ich habe sehr gute Erfahrungen mit kleinen Lachsessions im Team gemacht, als Lach-Menü in der Mittagspause, als Energizer während eines langen Workshop-Tages oder als Lach-Bier zum Feierabend.
Ein Blick in die Zukunft – New Work & Co.
Ich lese aktuell viel von New Work. Wir müssen das Konzept unserer Arbeit neu denken, heißt es da. Wir wollen als Individuum auf uns abgestimmte, individuelle Rahmenbedingungen vorfinden, um gut zu arbeiten (Mobile Work, Home Office, kreative Räume der Zusammenarbeit zur Förderung von Innovationen etc.). Das ist gut und wichtig. Und dennoch sollten wir eines nicht vergessen: New Work ist auch Inner Work. Es beginnt immer bei mir selbst. Bei meiner inneren Haltung zur Arbeit, bei meinem Mindset, bei meinem Verhalten gegenüber Kolleg*innen. Wenn wir beide Faktoren gleichermaßen weiterentwickeln – New Work und Inner Work – können wir viel verändern und gestalten. Davon bin ich überzeugt.
Auf dass der Montagsspruch bald heißen möge: „Montag ist ein guter Tag, um glücklich zu arbeiten.“ Viel Freude bei der Arbeit wünsche ich euch.
Ein Artikel von Jakob Hahn | Januar 2023