Glück und Leistungsdenken, ein telefonierender Mann, 2 Business-Frauen in Bluese

Glück und Leistungsdenken

Du bist genauso viel wert an einem Tag, wo Du vermeintlich „nichts“ tust – also Deinem Lieblingshobby nachgehst, erst um 11 Uhr aufstehst, Dir Essen holst, anstatt selbst zu kochen oder einfach mal faul auf der Couch liegst und einen Serienmarathon machst, wie wenn Du den ganzen Tag durchpowerst, arbeitest, abends noch Sport machst, den Haushalt rockst und vielleicht noch ein Buch über Persönlichkeitsentwicklung liest. 

Na, wer von euch, glaubt wirklich, dass dieser vorhergehende Satz stimmt?!

Ich traue mich fast zu wetten, dass die meisten, die das Lesen, sich denken: „Mhm, ja stimmt wohl, ABER…“. 

Und das ABER ist genau das, wo in uns Stress entsteht. Wir wissen oder wünschen uns, dass es so ist. Dass wir mit uns genauso zufrieden sein können, an einem Tag wo wir gar nichts tun, wie an einem Tag wo wir mega was geschafft haben. 


Wie war es früher? 

Erinnere Dich doch mal kurz an früher, an Deine Schulzeit: Da waren wir vormittags, manchmal auch nachmittags in der Schule, haben noch Hausaufgaben gemacht und sind dann spielen gegangen, haben uns mit Freunden getroffen oder sind mit dem Fahrrad einfach durch die Gegend gefahren und haben geschaut, was gerade so los ist und wen wir treffen. Wochenende hatten wir frei und haben, wenn möglich, keine Gedanken an die Schule verschwendet. Haben wir da jemals gedacht, dass wenn wir jetzt nichts „TUN“ nichts wert sind?


Wann haben wir angefangen, dass wir unseren Selbstwert mit Leistung verknüpfen? 

Wann haben wir angefangen uns darüber zu definieren, 

  • welchen Job wir nachgehen, 
  • wie viele Stunden wir in der Woche arbeiten und
  • wie viel Geld wir auf unserem Bankkonto haben, 
  • welches Auto wir fahren,
  • welchen Hobbys wir nachgehen und 
  • welche Klamotten wir tragen?


Wann haben wir angefangen uns mehr und mehr mit anderen zu vergleichen? Neidisch zu sein auf die, die vermeintlich wohlhabender sind? Immer mehr haben zu wollen? Immer noch nicht zufrieden zu sein mit dem, was wir haben? 

Unsere gesellschaftlichen Normen und zwischenmenschliche Verhaltensweisen prägen uns

Kennst Du das, wenn sich zwei Personen zum ersten Mal treffen, man tauscht sich kurz aus und dann wird ziemlich schnell gefragt: "Und was machst Du?".

Wir sind in unserer Gesellschaft  so fokussiert darauf, was wir beruflich machen und definieren uns mittlerweile so stark darüber, dass, wenn wir einen Job verlieren oder auf einmal keine Freude mehr in unserer Arbeit haben, in eine Sinnkrise und Verzweiflung fallen können. 

Nicht falsch verstehen. Ich finde es mega gut, wenn wir Freude und Erfüllung in unserer Arbeit finden. Das ist so wichtig, denn wir verbringen so viel Zeit in der Arbeit, dass diese einen großen Teil unserer Lebenszeit ausmacht und wir da glücklich sein dürfen. Wenn nicht sogar glücklich sein müssen…

Mir geht es mehr darum, mal ein Augenmerk darauf zu legen, wie wir uns manchmal aufopfern für den Beruf, uns zum höher, schneller und weiterdenken antreiben im Alltag und auch neben dem Beruf immer noch einen enormen Leistungsgedanken in uns tragen. 

Zum Beispiel in unserer Freizeit gehen wir nicht mehr einfach wandern, sondern machen Trail Running, immer die Smartwatch am Handgelenk, um die Zeiten zu tracken. Wenn wir einen Abend am Wochenende mal nichts tun, fühlen wir uns schon schlecht, denn was sollen wir am Montag dann im Büro erzählen. Also lieber aufraffen und rausgehen. 

Die Werbung oder das Fernsehen zeigt uns auch all die Powermenschen, die anscheinend alles unter einen Hut bekommen und das erhöht noch mehr den Druck auf uns „normalen“ Menschen.

Genauso wie die Aussage: „Das macht sich gut im Lebenslauf!“. Wer kennt die von Euch? Ein lückenloser Lebenslauf ist anzustreben. Dazu am besten noch ein Ehrenamt, um Engagement zu zeigen, denn dann bist Du auf der sicheren Seite. Dann bekommst Du immer wieder einen Job und die Personaler sehen, dass Du tüchtig bist und was tust.

Ja, mag so sein. Aber hallo, sind wir nicht mehr als unser Lebenslauf? Geht es darum, was wir in unserem Leben schon alles geleistet haben oder sollte es nicht mehr um den Menschen dahinter gehen? Ist ein Sabbatjahr, ein Jahr Work and Travel oder ein Jahr, in dem wir jemanden gepflegt haben oder selbst krank waren, aufgrund dessen, weil wir uns vielleicht so viel gestresst haben, nichts wert? Vielleicht hatten wir in dem Jahr so viel Spaß, die Liebe unseres Lebens kennengelernt und haben endlich mal genügend Zeit mit unseren Liebsten verbracht. Wie steht das in Beziehung mit dem Leistungsgedanken in uns? 

Das Leistungsdenken

Wir hetzen einer Vorstellung in unseren Gedanken hinterher. Wir haben stets ein Ziel vor Augen, wie es zu sein hat und dann, wenn wir das endlich erreicht haben, können wir vielleicht endlich zufrieden sein. Wahrscheinlich aber nur für einen kurzen Moment, denn wir gewöhnen uns sehr schnell an einen Zustand und dann kommt die nächste Idee, was wir gerne haben wollen oder was jemand anderes hat und was wir auch unbedingt brauchen und wir verfallen wieder in die Unzufriedenheit.

Über Leistung wirst Du niemals glücklich werden. Du wirst, wenn Du viel machst und das vielleicht sogar außerordentlich gut machst, Anerkennung und Bewunderung von anderen bekommen. Sie sagen dann zu Dir möglicherweise: „Wie machst Du das nur, dass Du immer alles unter einen Hut bekommst?“, „Ich wünschte, ich wäre so organisiert wie Du.“, „Du machst ja immer so viel auf einmal.“ Ja, das gibt Dir dann vielleicht kurzfristig einen Kick oder wenn Dein Gehaltseingang immer höher wird, pusht Dich das auch. Aber frag Dich doch mal:


  • Macht Dich das wirklich nachhaltig glücklich? 
  • Ist es das wert, dass Du Dich ständig selbst immer weiter und höher antreibst? 
  • Hast Du da wirklich Lust drauf oder tust Du es, weil Du denkst, dass müsste so sein?

 

Weil da vielleicht jemand in Dir ist, der
→ Dich selbst immer weiter antreibt und Dir sagt, Du musst erst noch das und das machen, bevor Du eine Pause machen kannst. 

Der Dich nicht zur Ruhe kommen lässt, wenn Du eigentlich fix und fertig bist und Du gerne Dich auf die Couch legen möchtest, aber dann die Gedanken nicht aufhören, die Dir sagen: „Eigentlich solltest Du jetzt noch zum Sport.“ oder „Du solltest noch eine Mail für die Arbeit verfassen.“.


Der innere Antreiber 

Der da in dir wohnt, nennt man in der Persönlichkeitsentwicklung auch einen inneren Anteil. In diesem Fall einen inneren Antreiber. Er arbeitet 24 / 7 für Dich und sorgt dafür, dass Du solche Gedanken in Dir hast wie:

  • „Du bist nicht gut genug, so wie Du bist. Erst, wenn Du die und die Karrierestellung hast, bist Du gut genug.“
  • „Nur eine 1,0 ist was wert. Wenn Du schlechter bist, bist Du ein Versager.“
  • „Wenn Du faul auf der Couch liegst, verschwendest Du Deine Zeit.“
  • „Nur wenn Du 120% gibst, dann machst Du es richtig.“


Er pusht Dich sozusagen immer weiter, treibt Dich an, was in manchen Fällen ja auch gut ist, aber es sollte sich in einem gesunden Ausmaß bewegen. Für ihn sind Pausen zu machen, mal nichts zu Tun und sich zu entspannen, absolut gefährlich, weil das aus seiner Sicht Dein Überleben beeinträchtigt. Er möchte Dir eigentlich nur etwas Gutes tun, denn im Grunde ist er immer für Dich und möchte Dich schützen. Doch das Problem hierbei ist, durch sein Verhalten, welches oft auf einem kindlichen Verständnis beruht, tritt oft der gegenteilige Fall ein und anstatt uns zu helfen, mündet es in Stress und selbstabwertenden Gedanken, wenn wir dem inneren Antreiber nicht gerecht werden. 

 

Wie entsteht ein innerer Antreiber?

Ein innerer Anteil entsteht meist in der Kindheit, wenn uns z. B. jemand sagt „Sei mal still!“, „Mach das mal lieber anders!“ oder „Das kannst Du besser!“. Damit verknüpfen wir, so wie wir sind, sind wir nicht gut genug.

Oftmals bekommen Kinder auch vermehrt Zuwendung von den Eltern, wenn sie besonderes geleistet haben, also nur 1en in der Schule schreiben oder einem Hobby nachgehen, wo sie besonders gut sind und Preise abräumen. Damit lernen wir als Kind, wenn ich mich besonders anstrenge und Erfolg habe, dann bekomme ich Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit verknüpfen wir dann oftmals mit Zuwendung und Liebe. Diese Erfahrungen speichern wir in uns dann ab und weil geliebt zu werden auch ein Grundbedürfnis von uns Menschen ist, haben wir für uns eine Strategie gelernt, wo wir wissen, wenn wir uns besonders anstrengen, viel leisten und dann erfolgreich damit sind, bekommen wir Anerkennung und Liebe. Wir fühlen uns zugehörig, als etwas Besonderes.


Diese Strategie war als Kind, wenn wir vielleicht sonst nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen haben, weil die Eltern selbst viel beschäftigt waren oder es mehrere Geschwister gab, hilfreich. Jedoch jetzt als Erwachsene kann der Leistungsgedanke sehr viel Stress in Dir erzeugen. Und naja Stress kann, wie wir wissen, zu physischen und psychischen Erkrankungen führen. 

Es gibt natürlich ganz verschiedene Erfahrungen aufgrund dessen ein innerer Antreiber entstehen kann. Am besten und einfachsten findest Du das in einem persönlichen Gespräch mit einem ausgebildeten Coach oder Therapeuten heraus. 

 

Was machen wir nun mit dem inneren Anteil? 

1.  Werde Dir bewusst

Den ersten Schritt haben wir gerade gemeinsam gemacht. Wenn Du Dich da eben vielleicht wieder gefunden hast, gemerkt hast, dass Du auch öfter solche Gedanken hast, die Dich antreiben und nicht zur Ruhe kommen lassen, dann ist das der erste und wertvollste Schritt. 

Nur, wenn uns etwas bewusst ist, haben wir die Möglichkeit, es zu verändern. 

 

2.  Annehmen von dem, was ist

Im nächsten Schritt geht es darum, einfach mal zuzuhören, was Dein innerer Antreiber Dir in Form von Gedanken oder Gefühlen den ganzen Tag erzählt und vermittelt. Und ganz wichtig hierbei: Versuche, nicht in Widerstand dagegen zu gehen! Denn da, wo wir in Widerstand mit etwas in uns gehen, verhärten sich die Fronten. Es entsteht ein innerer Kampf und wo wir in Widerstand sind, können wir keine Lösung finden. Von daher ist das Annehmen von dem, was gerade ist, so wichtig.

 

3.  Lerne Deinen inneren Antreiber kennen

Wenn Du annehmen kannst, was ist, dann lernst Du Deinen inneren Antreiber auch kennen und hast die Chance zu verstehen, warum er da ist, warum er tut, was er tut und was er braucht, um mal ein bisschen Urlaub machen zu können. 

 

Willst Du Deinen inneren Antreiber kennenlernen? 

Ich hoffe, Du konntest hier ein paar Anregungen und Erkenntnisse für Dich mitnehmen. Das Leistungsdenken oder das Streben nach Perfektion ist im Grunde eben nichts Schlechtes. Es ist eine Prägung, die wir wahrscheinlich schon ein paar Jahre länger mit uns herumtragen und die eigentlich nur das Beste für uns möchte. Es liegt an uns, wie lange wir die noch mit uns tragen wollen, wo wir sie als hilfreich ansehen und wo wir den Regler mal ein bisschen runterschrauben dürfen.  

Wenn Du Lust hast, mehr darüber zu erfahren, dann komm gerne zum nächsten kostenfreien Glücksschnuppern am 21.09.2023. Da geht es um das Thema „Lebensfreude & Energie“, wie können wir das in unserer Leistungsgesellschaft leben?

Ich danke Dir von Herzen, dass Du Dir Zeit genommen hast für die „Impulse zum Glück“.  Wenn Du Fragen hierzu hast, melde Dich sehr gerne bei mir. Ich empfehle Dir auch, wenn Du das erste Mal in Kontakt mit Deinem inneren Antreiber kommen möchtest, dass unter Anleitung mit einem ausgebildeten Coach oder Therapeuten zu machen. Du kannst Dich auch hierfür gerne bei mir melden.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe und freue mich, wenn ich Dich beim Glücksschnuppern begrüßen darf.

Deine Stefanie 

 

Ein Artikel von Stefanie Utschneider | www.stefanie-utschneider.de | [email protected] | September 2023